Kompressor: Unterschied zwischen den Versionen

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Der '''Kompressor''' bezeichnet ein Gerät oder [[Plugin]] zur [[Dynamik]]bearbeitung. Genauer gesagt, er grenzt die Dynamik ein um somit eine höhere [[Lautheit]] zu erziehlen. Das passiert, durch verschiedene Parameter, wie folgt: Es gibt einen festeinzustellenden "[[Threshold]]", der Wert, ab dem der Kompressor anfangen soll zu arbeiten, genauer ab wo er das Signal abschwächen soll. Das Verhältnis um dass das Signal verändert werden soll wird mit dem Parameter "Ratio" bestimmt (z.B. Wir haben ein Signal mit 0db; den Threshold stellen wir auf -6db und die Ratio auf ein Verhältnis von 2:1, so haben wir am Ende ein Signal mit einer Lautstärke von -3db).
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In der [[Tontechnik]] wird mit '''Kompressor''' ein Schaltkreis aus der Gruppe der [[Regelverstärker]] bezeichnet, der dazu dient, die [[Dynamik (Musik)|Dynamik]] eines Signals einzuschränken, d.h. den Umfang von Pegelveränderungen zu vermindern.
Eine spezielle Ratio-Einstellung ist das Verhältnis unendlich : 1. Dabei wird das Signal ab dem Threshold geblockt (der Thresholdwert wird also nicht überschritten, der Kompressor arbeitet dann als [[Limiter]]).<p>
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Zwei weitere Parameter heißen "[[Attack]]" und "[[Release]]". "Attack" wird in (Milli-)Sekunden angegeben und beschreibt die Zeit, die zwischen Überschreiten des Thresholdwertes und dem Einsetzen des Arbeiten des Kompressors vergehen soll.
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==Funktionsweise==
Mit dem Parameter "Release" verhält es sich genau anders herum wie beim "Attack". "Release" beschreibt die Zeit, die der Kompressor nach dem Abfall des Pegels unter den Thresholdwert noch weiter arbeiten soll. Die Einstellung der Parameter hängt sehr stark vom zu bearbeitenden Material ab. So werden z.B. für die Bearbeitung von Drums gänzlich andere Einstellungen verwendet als für die Bearbeitung von Gesang.
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Mittels eines [[Hüllkurvenfolger]]s wird aus dem [[Pegel]] eines Tonsignals (meist, aber nicht immer, handelt es sich dabei um das zu bearbeitende Signal selbst) eine [[Steuerspannung]] abgeleitet, die zur Regelung eines spannungsgesteuerten Verstärkers ([[Voltage Controlled Amplifier|VCA]]) benutzt wird. Durch diesen wird der Pegel des zu bearbeitenden Signals beeinflußt und somit im typischen Anwendungsfall umso mehr reduziert, je höher der Originalpegel ist. Der Dynamikverlauf wird also ''komprimiert''.
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===Parameter===
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Typische, einstellbare Parameter eines Kompressors sind
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* Threshold
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* Ratio
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* Attack
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* Release
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Der ''Threshold'' bestimmt, ab welchem Signalpegel der Kompressor das Signal bearbeitet. Mit ''Ratio'' wird das Kompressionsverhältnis eingestellt (zum Beispiel bedeutet 2:1 eine Reduzierung des Signals über dem Threshold um den Faktor 2). Eine spezielle Ratio-Einstellung ist das Verhältnis unendlich : 1. Dabei wird das Signal ab dem Threshold geblockt (der Thresholdwert wird also nicht überschritten, der Kompressor arbeitet dann als [[Limiter]]). ''Attack'' definiert die Zeitspanne zwischen Überschreiten des Threshold-Pegels und der maximalen Komprimierung. Die günstigste Attackzeit hängt stark von dem zu bearbeitenden Signal ab; oft wird sie sehr kurz gewählt (20 bis 50 Millisekunden). Mit der ''Release''-Zeit kann der Nutzer einstellen, wie schnell die Komprimierung wieder zurückgenommen wird, nachdem der Threshold-Pegel unterschritten wurde.
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==Typen==
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Grundsätzlich wird zwischen '''Breitband-''' und '''Multiband-kompressoren''' unterschieden. Wird der Pegel des gesamten Eingangssignals gleichmäßig bearbeitet, spricht man von einem Breitbandkompressor. Dieser Typ wird häufig auch als '''Singleband-''' oder '''Einband-Kompressor''' bezeichnet, was aber technisch ungenau ist, da ein Singleband-Kompressor durchaus nur in einem eingeschränkten Frequenzbereich arbeiten kann.
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Die '''Breitbandkompressorschaltung''' ist in der Tontechnik bei weitem die häufigste und kommt z.B. oft zum Einsatz, um Einzelsignalen einer Musikmischung mehr Durchsetzungsfähigkeit und Präsenz zu verleihen. So besitzt beispielsweise die menschliche (Sing-)Stimme naturgemäß ein hohes Maß an Dynamik, die es in unbearbeiteter Form problematisch macht, den Gesang in einer typischen Pop-Mischung gegenüber den restlichen Spuren in den Vordergrund treten zu lassen. Mittels eines Kompressors können diese Pegelschwankungen ausgeglichen werden, wodurch ein stetig hoher Durchschnittspegel und somit eine deutlich verbesserte Signalpräsenz erzielt wird.
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Breitband-Kompressorschaltungen stoßen jedoch prinzipbedingt an ihre Grenzen, sobald im Eingangssignal mehrere Dynamikverläufe gleichzeitig in verschiedenen Frequenzbereichen unabhängig voneinander ablaufen, wie es in einer Mischung mehrerer Einzelsignale der Fall ist. So kann z.B. der Einsatz eines Breitbandkompressors auf einer Musikmischung dazu führen, dass ein Pegelanstieg im Bassbereich zur Abschwächung des Gesamtpegels der Mischung führt (typisches ''Pumpen'' beim Einsatz der Bassdrum).
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Speziell für die Pegelbearbeitung solcher komplexer Signale wurden '''Multibandkompressoren''' entwickelt, in denen vor der eigentlichen Bearbeitung mittels einer [[Filterbank]] das Eingangssignal in mehrere Frequenzbänder aufgeteilt wird, von denen jedes einen von mehreren unabhängigen Kompressorschaltkreisen durchläuft, deren Ausgangssignale nach der Kompression wieder zusammen gemischt werden. Auf diese Weise ist es möglich, komplexe und breitbandige Mischsignale homogen zu verdichten, ohne dabei die unnatürliche gegenseitige Beeinflussung verschiedener Frequenzbänder in Kauf nehmen zu müssen.
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Da Multibandkompressoren grundlegend in das Klangbild einer Musikmischung eingreifen können und die komplexe Parametrisierung viel Erfahrung mit der Bedienung und der Arbeitsweise der Geräte voraussetzt, gibt es Versuche, die Einstellung des Kompressors zu automatisieren; so gibt es Geräte, die das zu bearbeitende Programmaterial analysieren können und auf Basis der spektralen und dynamischen Eigenschaften versuchen, das Material möglichst homogen zu verdichten. Dies prägt dem Signal jedoch eine bestimmte Klangästhetik auf, die nicht immer mit dem musikalischen Charakter des Materials harmoniert.
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Häufig eingesetzt wird diese Technik bei Radiosendern (typisches Gerät: [[Optimod]]), welche das meist bereits stark komprimierte Originalsignal eines Musikstückes vor dem Senden erneut komprimieren, um eine möglichst hohe [[Lautheit]] bzw. akustische Durchsetzung im Vergleich zu anderen Sendern zu erreichen. Dies führt zu dem teilweise kritisierten "Matsch-Sound" vieler Radiosender.
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==Sonderformen==
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Wird statt des Originalsignals zur Steuerung ein fremdes Signal eingesetzt, spricht man von "Side-Chain" oder "Ducking". Hierbei wird das Originalsignal heruntergeregelt, wenn der Pegel des Steuersignals steigt. Typischer Anwendungsfall ist die automatische Herunterregelung der Musiklautstärke bei Ansagen des Moderators oder [[DJ]]s im Radio. Daher haben einige DJ-[[Mischpult]]e eine solche Funktion direkt eingebaut (''Talkover'').
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[[Kategorie:Tonbearbeitung]]

Version vom 9. November 2005, 20:33 Uhr

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